Das Marionettentheaterspiel bildete sich im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts als künstlerisch anspruchsvolle Variante des Handpuppenspiels heraus. Handpuppen- und Marionettenspieler zogen einst von Markt zu Markt, oft im Tross der Jahrmarktshändler. Das "Eintrittsgeld" diente dem Lebensunterhalt der Spielerfamilien.
Der künstlerische Anspruch an die Spieler und an die Gestaltung der Puppen wuchs und somit auch an die Bühnenausstattung und den Aufführungsort. Der erste feste Theaterbau der Welt für eine Marionettenbühne entstand 1900 in München für das von Papa Schmid gegründete Münchner Marionettentheater, das bereits am
5. Dezember 1858 mit Franz Graf von Poccis "Prinz Rosenroth und Prinzessin Lilienweiß oder die bezauberte Lilie" eröffnet worden war.
Franz Graf von Pocci, der "Kasperlgraf", war ein im besten Sinne dilettierendes Multitalent - Zeichner, Illustrator, Dichter, Komponist und Musiker. Für Papa Schmid schrieb er mehrere Dutzend Kasperlstücke für dessen Marionettentheater. Er gilt als Erfinder des Kasperl Larifari, unverzichtbares "Ensemblemitglied" auch unserer Inszenierungen - nicht unbedingt als Hauptperson, eher als Erzähler bzw. Begleiter der Hauptperson.
Bühnen in St. Gallen, Bad Tölz, Baden-Baden und Salzburg gingen auf die Schmid'sche Bühne zurück, ebenso das 1906 von Paul Brann gegründete "Marionettentheater Münchner Künstler".